BiN über Eichborn


Über Eichborn schreiben zu wollen, nun, das ist ein bißchen wie das Unternehmen, einen Essay über seinen Lieblingssupermarkt zu verfassen. Der unsere heißt Ulrich und liegt direkt am Zoo. Da gibt es von allem etwas, und an vielen Ecken kann man ganz hübsche Entdeckungen machen, sagen wir, ein Glas wirklich seltenen Honig oder eine besonders exotische Fischkonserve. Und auch die praktischen Dinge sind vorhanden - Schaufel und Besen, Geschirrspülmittel und Abflußreiniger. Häufig kommt man jedenfalls mit weit mehr Dingen aus dem Laden raus, als man eigentlich tragen wollte. So weit so banal. Was den Unterschied macht und den Vergleich nun wirklich nahelegt, das ist, ja, die Schnapsabteilung: Da die Preise niedrig sind (und der Weg vom Bahnhof Zoo so nahe) sammeln sich stets Scharen von Leuten in und um den Laden herum, mit denen man, sagen wir es ganz vorsichtig, sich gerne, sollte man sich denn zwischen den Regalen zu nahekommen, auf den Austausch eines Nickens beschränkt. Doch dann fallen sogleich als nächstens die Perlen ins Blickfeld: das Whiskyregal!, die Portweinpalette!, die Obstbrände! - alles ist da, das Feinste und Rarste in der ganzen Stadt! Und wir sehen das Strahlen in den Augen derer, mit denen wir nicht einmal ein Nicken austauschen müssen, um um unsere Verwandtschaft zu wissen.

So findet denn alles seine Entsprechung - ob nun die grandiosen Überraschungen wie Schwanitz' Campus, die Standardwerke, wie Michelets Geschichte der Französischen Revolution, die Steuerratgeber für Frauen, die Arschlochsticker, T-Shirts und was-weiß-ich, und die Enzensbergersche Andere Bibliothek. Und so froh, wie wir über Ulrich sind (und dies gerade weil wir wissen, daß so etwas kaum mehr vorhanden im bundesdeutschen Markt), so froh sind wir auch über das Haus, das Vito von Eichborn gegründet hat und das so wenig in ein Schema zu pressen ist wie kein anderes.

Steffen Huck.