Saul Bellow, Humboldts Vermächtnis, dtv
Zu den großen Bewunderern Saul Bellows zählt Martin Amis.
Jüngst erst hat Amis über den Nobellaureaten in Transatlantic
Monthly einen hymnischen Aufsatz veröffentlicht. Humboldts
Vermächtnis, soeben bei dtv als Taschenbuch erschienen, erzählt
- auf äußerst amüsante Weise - die Geschichte zweier Schriftsteller
in den USA. Und insofern empfiehlt sich der Roman nicht nur für sich
sondern auch als Vorbereitung auf The Information von Amis...
Philip K. Dick, Zeit aus den Fugen, Haffmans
Im Rahmen der großen Dick-Ausgabe ist bei Haffmans nun dieser
ursprünglich 1959 veröffentlichte Roman des Großmeister
der SF-Literatur erschienen. In ihm erlebt ein Mann Dinge, die ihn anfangen
lassen an der Realität und seiner Wahrnehmung derselben zu zweifeln.
Wenn dies überhaupt zweierlei ist...
George Eliot, Middlemarch, Manesse
Eine Studie des Provinzlebens bezeichnet George Eliot ihren
Roman im Untertitel. Aber natürlich ist der über 1000 Seiten
starke Roman viel mehr als nur dieses. Auf bunte Art entfaltet sich in
ihm eine ganze Epoche, das Viktorianische Zeitalter. Aber Eliot beherrscht
nicht nur die Schilderung des Außens, sondern sie verleiht ihren
Figuren auch Tiefe. Mit dieser Kombination aus Gesellschafts- und
psychologischem Roman steht sie - als Vorläuferin Henry James' - auch
am Anfang der Moderne.
Thomas Hardy, John Loveday, Manesse
John Loveday ist ein Frühwerk Hardys, eine Liebesgeschichte
mit ungutem Ausgang, sein einziger Roman mit historischem Hintergrund.
Im Mittelpunkt steht das Werben dreier junger (und sehr gegensätzlicher)
Männer um die schöne Anne Garland. Dem noblen Manesse Verlag,
der den hübschen 500-Seiten starken kleinen Leinenband für unglaublich
günstige 34,40 nun dem deutschen Leser erstmals zugänglich macht,
ist einmal mehrt zu danken.
Heinrich Mann, Haltlos, Fischer
Nachdem Fischer den Streit um die Rechte an Heinrich Mann gewonnen
hat, beginnt der Verlag in diesem Herbst mit der großen neuen Werkausgabe.
Den Auftakt macht der Band Sämtliche Erzählungen I mit
dem schönen Titel Haltlos, der ersten in ihm abgedruckten Geschichte.
Der von Peter -Paul Schneider herausgegebene Band wartet mit vielen hübschen
Details auf: Er sit in ein wunderbares rotes Leinen gebunden, verfügt
über eine blinde Deckelprägung mit Manns Initialen, ist fadengeheftet
und hat ein Lesebändchen, ist freilich auf bestem Papier gedruckt
und liefert einen präzisen editorischen Kurzbericht.
Thomas Mann, Tagebücher 1953-1955, Fischer
Mit dem zehnten Band liegen nun die Tagebücher Thomas Manns vollständig
bei Fischer vor. Zum Abschluß gebracht wird damit eine editorische
Groß- und Meisterleistung, begonnen von Peter de Mendelssohn und
fortgesetzt von Inge Jens. Aufwand und Sorgfalt des Apparats, über
den die Tagebücher gebieten, ist jenseits des Wünschbaren. Der
Preis von gut hundert Mark, der also unter dem einer Markenjeans liegt,
wirkt, wenn man das Buch in Händen hält und in ihm liest, wie
ein Anachronismus. Und daß Thomas Manns Tagebücher darüberhinaus
nicht nur für Mannologen und Mannomane von Interesse sind, dürfte
sich inzwischen ja ohnehin herumgesprochen haben.
Henry Miller, Moloch, Goldmann TB
Moloch ist der erste Roman von Henry Miller, der 1992 postum
in den USA und soeben als Deutsche Erstausgabe bei Goldmann erschienen
ist. Und natürlich steckte im jungen Miller viel von dem, was den
älteren berühmt machte. Im Mittelpunkt der in den Zwanziger Jahren
spielenden Geschichte steht Dion Moloch, wohnhaft in New York, verheiratet,
Verlierer. Doch Moloch plant Rache - an allem, was er für seine Lage
verantwortlicht macht. Ein wilder Roman, eine wichtige Neuerscheinung.
John Cowper Powys, Glastonbury Romance, Hanser
1933 erschienen, sprengte der Powys' Roman alle Grenzen - vom Umfang
bis zur inhaltlichen Spannweite; bewundert wurde er von solch unterschiedlichen
Zeitgenossen wie Jahnn, Hesse, de Beauvoir und Miller. Auf über 1200
Seiten bilden die Artussage, die griechische Mythologie und die alten Legenden
Irlands den Hintergrund für eine Handlung im Jetzt, verweben sich
mit ihr und entfalten so einen literarischen Großentwurf, der neben
den Werken von Joyce und Richardson zu einem wichtigen Baustein der englischsprachigen
Moderne wurde.
Walter Scott, Rob Roy, dtv
Gerade noch im Kino, jetzt im Taschenbuch, demnächst wahrscheinlich
auf Video. Das ist gar keine schlechte Sache, denn vielleicht verführt
es den ein oder anderen, der sonst nie auf die Idee gekommen wäre,
einmal Walter Scott zu lesen, von dem Arno Schmidt gleich vier (!) Werkausgaben
besaß.