Belletristik, gelesen im Juli 

Lothar-Günter Buchheim, Die Festung, Hoffmann und Campe

Sage und schreibe 20 Jahre hat Buchheim nach seinem Welterfolg Das Boot an diesem jetzt vorliegenden Roman über die Schrecknisse des Krieges gearbeitet. Fast 1500 große, engbedruckte Seiten sind es geworden, die vier Monate des Jahres 44 schildern, vier Monate im Leben des Kriegsberichterstatters Buchheim.
Man wird dieses Buch nicht gerade en passant oder am Strand lesen, man wird es auch nicht vergnüglich finden, wiewohl es spannend ist. Vor allem aber ist es ein Dokument über den zweiten Weltkrieg, wie es in seiner Eindringlichkeit und Präzision kaum ein zweites gibt.
 

Nicholas R. Clifford, Verschollen in Shanghai, Europaverlag

Kann man in den Osten reisen, ohne von ihm gefangen zu werden? Dort sein, ohne daß einen das Leben mitreißt? Matthew Walker reist nach Hina, um über das legendäre Shanghai der 20er Jahre zu schreiben und um das Schicksal eines Verwandten seiner Geliebten zu klären. Der war während der politischen Wirren 1927 auf Nimmerwiedesehen verschwunden. Dann wird der Historiker Walker jedoch selbst in politische Ereignisse verstrickt. Es ist das Jahr 1989...
Ein mitreißender Roman von Nicholas Clifford, der Ostasiatische Geschichte lehrt und vor diesem Roman drei Sachbücher über China verfaßt hat.
 

Stephanie Cowell, Die Ballade des Falken, Piper

Stephanie Cowells Debutroman spielt im Elisabethanischen England, und Shagspere ist mit dabei aber nicht der Held. Der Held heißt Nicholas Cooke und spielt in Wills Truppe mit im Globe Theatre. Als jedoch Nicholas Sohn der Pest zum Opfer fällt, treibt es ihn fort von Thespis' Jüngern. Er studiert Medizin und Theologie...
Der renommierte Kirkus Review lobte Cowells opulentes Werk als "mitreissenden Schelmenroman und großes Lesevergnügen". Dem ist schwerlich etwas hinzuzufügen.
 

Joy Fielding, Schau dich nicht um, Goldmann

Jess Koster begegnet einem Fremden. Der Fremde verfolgt sie. "Ich bin der Tod, hauchte das Lächeln. Ich bin gekommen, dich zu holen.".
Mechtild Sandberg-Ciletti, die ausgezeichnete Übersetzerin der großartigen Elizabeth George, hat Joy Fieldings dämonischen Psychothriller übersetzt, der nicht nur die Staatsanwältin Koster in Atem hält.
 

Patricia Highsmith, 'Small g' eine Sommeridylle, Diogenes

'Small g' ist Highsmiths letzter Roman. Sie hat ihn nur wenige Wochen vor ihrem Tod vollendet. Wie alle ihre Romane zieht er Leserinnen und Leser in die Köpfe seiner Helden. Man kann sich Highsmith nicht entziehen. Auch wenn es sich um (scheinbare) Idyllen handelt, wie um das 'Small g', eine Zürcher Kneipe, in der die einsamen Wege verschiedenster Gestalten für kurze Zeit gemeinsame werden.
 

Wolfgang Hohlbein, Das Druidentor, Heyne

Bei Ascona gräbt man im Berg. Ein Tunnel wird gebaut, ein Tunnel für einen Hochgeschwindigkeitszug. Als dieser Premiere feiert, kommt es zur Katastrophe, und alle Insassen sterben. Als man sie findet, sind sie bereits mumifiziert, denn der Tunnel führt in andere Zeiten. Fantasy-Unterhaltung aus Deutschland.
 

John T. Lescroat, Der Deal, Heyne

Das Buch beginnt mit dem Beinaheabsturz eines Flugzeugs. Dismas Hardy hört seinen Nachbarn sagen, sie seien tot. Nach 1000 Metern Fall hat der Pilot wieder alles unter Kontrolle. Und das Fleugzeug landet sanft in Frisco. Hinabgezoge wird Hardy dann auch bei seinen Ermittlungen um einen angeblichen Selbstmord - in einen Strudel von Verschwörungen und Verbrechen. Ob Hardy ein zweites Mal sanft landet, sei hier allerdings nicht verraten.
 

Robert Littell, Der Gastprofessor, Goldmann

Glauben Sie, daß Chaostheorie, Sex und Spionage irgendwie zusammenhängen? Wenn ja, dann lesen Sie Littells Roman über Lemuel Falk, der als Gastprofessor in die USA einreist. Wenn nein, dann lesen Sie trotzdem Littells Roman. Sie werden sehen, daß Sie sich geirrt haben.
 

Hinrich Matthiesen, Die Falle, Heyne

Ein Mann sieht rot. Der Mann heißt David Ostermann und ist Fotograf. Jugendliche haben seine schwangere Frau in einem Kaufhaus überfallen, und die Polizei kommt auf keinen grünen Zweig. Bleibt ein Weg, und den einst Charles Bronson vorexerziert: Selbstjustiz. Diesmal in Hamburg, im Kiez.
 

Cornelia Saxe und Mayanne Könst, Amsterdamer ClitClip, konkursbuch

Ein Buch über die Erotik der Nächte, ein Buch nicht nur über Amsterdam. Cornelia Saxe hat den Text besorgt, eine Collage von Szenen und Eindrücken, die die Fotos umranken, die Mayanne Könst gemacht hat.
 

Vidosav Stevanovich, Schnee und schwarze Hunde, Europaverlag

Stevanovich hat einen beunruhigenden, collagierten, sprachlich spröden Roman über die Greuel des Krieges geschrieben. Sein Krieg ist jener auf dem Balkan. Sein Krieg ist jeder Krieg. Die schwarzen Hunde jagen Mörder und Opfer, es sind die Hunde des Hasses. Stevanovichs Roman ist eine verstörende Allegorie, und die Schrecken sind omnipräsent. "Mutter. Mutter. Wenn Du sehen köntest, was geschieht, würdest du ein zweites Mal sterben."