Kurz belichtet im August 1997

Zwei der komischsten Bücher des Sommers

 

Norbert Klugmann, Hallo Nachbarn!, Haffmans, DM 36.

So eine Geschichte kann nur einer schreiben, der sie erlebt hat. Dachte ich mir doch gleich. Also: 1988 erwarben die Klugmanns eine Eigentumswohnung im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Für 358.000 DM. Noch im selben Jahr fingen die Prozesse mit den Bauherren an. Und die dauern noch heute. Und dann die Nachbarn. Klugmann: Ein Rudel linksliberaler Individuen übte sich in Revierverhalten und Etablierung von Nachbarschaft. Ich habe selten so viel gelacht und mich selten so viel geärgert. Das Schöne an Klugmanns Roman ist, daß einem letzteres erspart bleibt. Den Ärger haben die Helden. Die Leser das Lachen. Und zwar lautes — vor allem Klugmanns Dialoge sind so komisch (und dabei so echt), daß es einen kaum im Sessel hält.
Nach seinem barock verschlungenen opus magnum Neuschwanstein (dem bislang bemerkenswertesten deutschen Roman der 90er) brilliert Klugmann nun in einer kleineren Form — und dies scheinbar mühelos. Sein Ziel sei es, sagte er jüngst, den Beweis anzutreten, daß Unterhaltungsliteratur in deutscher Sprache möglich ist. Nun, das hat er erreicht. Das nächste, bitte.

Christopher Moore, Der kleine Dämonenberater, Manhattan bei Goldmann, DM 20.

Nach Lange Zähne liegt nun Christopher Moores kleiner Dämonenberater in der neuen und schönen Manhattan-Reihe bei Goldmann vor. Die Geschichte handelt von Travis und Catch: Travis ist seit über siebzig Jahren ewige Jugend vergönnt. Eingefädelt hat das Catch, ein Dämon, der gern bestimmt, was Sache ist. Und diese Dreistigkeit geht Travis langsam an die Nerven, also sucht er Hilfe beim König der Dschinns...
Moore bedient sich zwar des Fantasygenre, geht jedoch weit über dasselbe hinaus. Letztlich schreibt er über Amerika vor dem Millenium, und das auf ausgeprochen witzige Weise.