Belletristik im Juli 1996
Carol Nelson Douglas, Nachts sind alle Katzen schlau, Econ
In der überaus hübschen Econ-Taschenbuch-Krimi-Reihe, deren Auftereten
vor allem durch die wunderschönen Illustrationen von Reiner Tintel
beherrscht wird, ist dies der zweite Krimi der Schriftstellerin aus Fort
Worth, Texas. Helden sind der schwarze Karter Louie und seine Besitzerin,
PR-Agentin Temple Barr. Nach dem Tod einer Stripperin machen sie sich gemeinsam
auf die Suche nach dem Täter...
Ingeborg Harms, Hard Drive - Drei Videos, Rowohlt
Ingeborg Harms ist Assistent Professor für deutsche Sprache
und Literatur in Boston. Nach Essays und Rezensionen war Hard Drive
ihr erstes Buch. Es geht um Liebe und Erotik im Zeitalter der Digitalisierung.
Können Emotionen binär verarbeitet werden?
Ursprünglich ist das 1992 bei Hanser erschienen und wurde von
allen Feuilletons hoch gelobt. Letztes Jahr hat Rowohlt ein Taschenbuch
daraus gemacht.
Matthias Mattussek, Fifth Avenue, Diogenes
Der New York-Korrespondent des Spiegel gibt mit "zehn Stories und
einem Dramolett" seinen Einstand als Erzähler. Die Titelgeschichte
handelt von einer Frau, die an der Fifth Ave lebt und sich auf den
Tod vorbereitet. Denn sie hat so einen bläulichen Fleck. Sie ahnt
das Testergebnis. Und wird es positiv, wird es auch ihr Leben wieder sein.
DIE KRANKHEIT wird ihm wieder einen Sinn verleihen. Am Ende geht sie dann
aber doch nur zum Friseur. Der Befund lautet auf gutartig, das Leben ist
es nicht.
Mattusek ist lakonisch, und man spürt den Einfluß der amerikanischen
Vorbilder (deutsche gibt es ja auch keine). Die Geschichten sind überaus
verschieden und haben ihm ein Lob aus höchstem Munde eingebracht.
Harold Brodkey meint: "Matthias Matussek ist der beste seiner Generation."
Annette Meyers, Mörderisches Musical, Econ
Annette Meyers war früher die Assistentin des Broadway-Rgeisseurs
Hal Prince. Mit ihm zusammen hat sie unter anderem auch an Cabaret
gearbeitet. Heute ist Senior Vice President einer Consultingfirma.
Daneben findet sie noch Zeit Kriminalromane zu schreiben. Mörderisches
Musical ist der fünfte aus ihrer Smith & Wetzon Reihe, "der
saftigste" bislang wie der renommierte New York Times Book Review
schrieb.
Susan Power, Die Grastänzerin, Goldmann
Die amerikanische Literaturkritik hat sich überschlagen, als der Debutroman
der jungen Autorin, die dem Indianerstamm der Standing Rock Sioux
angehört, erschien.
Charlene liebt Harley, aber vieles stellt sich zwischen sie. Das Schicksal
scheint gegen sie zu sein, so wie es damals (verkleidet als Tod) gegen
die Liebe von Ghost Horse und Red Dress entschied. Ins Jetzt webt der Roman
die Mythen alter Zeiten. Dabei collagiert der Roman Episoden und Erzählungen,
die eine Vielzahl von Charakteren mit einander verbinden (und wieder trennen)
zu dem Portrait eines ganzen Jahrhunderts.
Der Roman ist ein Glücksfall. Zu verdanken ist er einer Autorin,
die in zwei verschiedenen Welten groß wurde.
Augusto Vassalli, Generalsjagd, Schweizer Verlagshaus
Ein Luftwaffengeneral verliert sein Herz. Aber er bekommt ein neues. Als
er erfährt woher, bricht er mit dem System, dem er so lange gedient
hat. Auf einem Kongreßß will er auspacken. Das darf weder die
Militärjunta El Luchadors zulassen, noch dürfen es die Vereinigten
Staaten, die mit der Junta so fein kooperieren. Der General wird gejagt...
Generalsjagd ist der erste Roman des Schweizer Vassalli. Nach
diesem spannenden Debut darf man schon jetzt gespannt sein auf den Nachfolger,
den der Verlag für den Herbst ankündigt.