Varia vor Weihnachten
Filmkalender 1996, Schüren
Der handliche, praktische und übersichtliche Filmkalender aus dem
Verlag des Hessischen Staatssekretärs Schüren ist ein feiner
Begleiter für jeden Filmfan. Neben der täglichen Geburtstagsübersicht
gibt es allerlei ausführliche Artikel zu ausgewählten Schauspielern
und Filmen sowie einen überaus nützlichen und informativen Adress-
und Terminteil. Letzterer beinhaltet besipielsweise eine Übersicht
über praktisch alle (auch noch so winzigen) deutschen Filmfeste 1996.
Richard Klein, Schöner blauer Dunst, Hanser
Richard Klein ist Professor an der Cornell University. Und wer in den letzten
paar Jahren mal in den Staaten war, weiß unter welch erbärmlichen
Bedingungen Raucher in dem Land, in dem die Möglichkeiten einst für
unbegranzt gehalten wurden, leben müssen. Kleins zentrale These, mit
der er gegen den moralisch hochgerüsteten Kampf gegen die Zigarette
anschreibt, lautet, daß, wer Zigaretten raucht, das letzte Ritual
der Moderne vollzieht. Und er ruft all die kleinen Dinge und ihre Bedeutung
in Erinnerung: den Moment, in dem man einem anderen Feuer gibt, den Anblick
der rauchenden Femme fatale...
Guiseppe Tomasi di Lampedusa, Morgenröte der englischen Moderne,
Wagenbach
Lampedusa war Anglophiler par excellence. Und er kannte die englische Literatur
des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer. Der soeben
in Wagenbachs hübscher Saltoreihe erschiene Band versammelt Essays
des 1896 geborenen Italieners über Henry James, Joseph Conrad, Virginia
Woolf und viele andere. Wer sich auch nur irgendwie für englische
Literatur interessiert, hat einfach Lampedusas Buch zu kaufen.
Inge Nießen (Hg.), Alle Jahre nieder, Europaverlag
Ja, Weihnachten - schon wieder steht's an. Das allerletzte Weihnachtsbuch,
dem hoffentlich nächstes Jahr ein allerallerletztes folgt, beschert
uns mit Texten und Zeichnungen von Robert Gernhardt, Werner Schneyder,
Thomas Mann, Ernst Jandl, Bert Brecht und vielen anderen mehr. Daß
sich auf dem schönen Titelbild von Ari Plikart ein Weihnachtsmann
die Kugel, äh den Kometen gibt, ist dabei Programm.
Pier Paolo Pasolini, Wer ich bin, Wagenbach
Zwei Großpoeme des Autors und Regisseurs macht dieser Saltoband aus
dem Hause Wagenbach nun zugänglich. Dazu gesellen sich ein kleiner
Aufsatz von Peter Kammerer über Pasolinis Texte und eine Interview,
das Alberto Moravia 1978 Gianni da Campo gab, der damals vorhatte, einen
Film über Leben und Werk Pasolinis zu drehen. Da das Filmprojekt scheiterte,
landete das Band mit dem Interview in der Schublade. Jetzt liegt es erstmals
auf deutsch vor.
Karl-Eduard von Schnitzler, Meine Schlösser, Nautilus
Oder wie ich mein Vaterland fand heißt das ehrlich subjektive
Stück Geschichtsschreibung des ehemaligen Chefkommentators des DDR-Fernsehens,
der nach der Wende - zB mit Kolumnen in der Titanic - rasch auf
neue Zuhörer stieß. Und das hat seinen guten Grund, wie man
schnell bei der Lektüre von Schnitzlers Buchs feststellen wird, das
neben Ereignissen und Fakten auch deren Verarbeitung durch und Folgen für
den Autor schildert. Und das ist allen verlogenen Versuchen offizieller
Geschichtsschreibung allemal vorzuziehen.
Georg Seesslen, Grundlagen des populären Films, Western/Thriller,
Schüren
Mit gleich zwei Bänden startet der Schüren Verlag die vollständig
überarbeitete Neuauflage des zehnbändigen Monumentalwerks Georg
Seesslen zu Geschichte und Bedeutung des Films. Und Seesslens Bände
sind ein MUSS für jeden halbwegs ernsthaften Cineasten. Keiner schreibt
in Deutschland so klug über das Kino wie er. Insofern lassen sich
die Bände von der ersten bis zur letzten Seite weglesen, dank eines
ausführlichen Anhangs und eines praktischen Registers dienen sie aber
auch als excellentes Nachschlagewerk, das im Zweifel manchem Lexikon vorzuziehen
ist...
Nicolaus Sombart, Über die schöne Frau, Elster
Daß die schöne Frau nicht existiert sondern ein Produkt männlicher
Fantasie sei, ist die zentrale und einigermaßen ketzerische These
des 1923 geborenen Sohns von Werner Sombart, der den späteren Wirtschaftsnobelpresiträger
Leontief gerade so durch die Promotion kommen ließ. Daß, ferner,
Männer unter schönen Frauen stets nackte Frauen verständen,
die Männer alltags wiederum kaum sehen, ist dabei Folgethese und Erklärung
zu gleich. Ein feines Buch!
Weingartens Film- und Fernsehkochbücher, Weingarten
Unzweifelhaft sind die Film- und Fernsehkochbücher aus dem Hause Weingarten
zu den originellsten Geschenkbüchern dieser Saison zu zählen.
Vorliegen unter anderem Das Casablanca Kochbuch mit Rezepten für
Rick's Whiskey Cocktail oder Yvonnes Würzkartoffelbällchen, Das
Hitchcock Krimi-Kochbuch mit Mahlzeiten aus allen wichtigen Filmen
und Das Lindenstraße Kochbuch, in dem allen Helden, die schon
mal am Herd standen, über die Schulter geschaut wird. Alle Rezepte
sind angereichert mit Drehbuchausschnitten und hübschen Szenenfotos.