[ Sachbücher: Europa Sozial ]

 
  • Sozialer Schutz in Europa
  • Europäische Telekommunikation im Zeitalter der Deregulierung
 

Bosco, Alessandre/ Hutsebaut, Martin (Hg.): Sozialer Schutz in Europa - Veränderungen und Herausforderungen

Anbetrachts von Arbeitslosigkeit, Beschäftigungskrise und rasantem gesellschaftlichen Wandel in Europa steht das europäische Sozialstaatmodell auf dem Prüfstein. Die national durchaus sehr unterschiedlichen Systeme der sozialen Sicherung stehen vor einer doppelten Herausforderung: Von neoliberaler Seite wird ein Abbau der sozialen Sicherungssysteme verlangt, um kostengünstiger auf Arbeit schaffen zu können und die Märkte flexibler reagieren zu lassen. Sozialpolitiker auf der anderen Seite erinnern an die größere Schutzbedürftigkeit der von Arbeitslosigkeit und Unsicherheit betroffenen Bürgerinnen und Bürger und mahnen eine Konvergenz von Steuer- und Sozialsystemen in Europa (ähnlich der Konvergenz der Währungen) an.  

Wie die zukünftige Systeme der sozialen Sicherheit in Europa gestaltet sein müssen, um den sozialen Schutz zu erhalten und auf beispielsweise die veränderten Arbeitsmärkte zu reagieren, untersucht die Gewerkschaftsexperten und Wissenschaftler im vorliegenden Band, der eine Dokumentation einer Gewerkschaftstagung ist. Der Band ist komparativ und praxisorientiert angelegt. Er zeigt die Probleme auf, die sich aus den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in den EU-Ländern ergeben und dokumentiert, mit welchen Schutzpolitiken die einzelnen europäischen Länder auf Jobkrisen und „Sozialschutzlücken“ reagieren. Dabei werden besonders die Systeme der Renten, der Arbeitslosenversicherung und der Gesundheitsversorgung untersucht und einander gegenübergestellt. Über die Problemanalyse und den Vergleich geht Teil drei des Bandes hinaus, der die europäische Dimension des Sozialsschutzes und seine Weiterentwicklung herausstellt; beispielsweise der Frage nachgeht, ob Mindestnormen für die Sozialpolitik in Europa geschaffen werden können oder ob ein steuerfinanziertes Sozialsystem einem beitragsorientierten vorzuziehen ist.  

Schüren Verlag 1998, DM 58

 
 
 

Esser/Lüthje/Noppe (Hg.): Europäische Telekommunikation im Zeitalter der Deregulierung

An der Entwicklung des Telekommunikation und der Förderung von Informations- und Kommunikationstechnologien wird versucht abzulesen, wie weit Europa den Weg zur Informationsgesellschaft beschritten hat. Die Umbrüche sind offensichtlich: Staatliche (Telekommunikations)Monopole werden abgegeben und das Fernmeldewesen einer Fülle von privaten oder halböffentlichen Anbietern überlassen, die ihrerseits zunehmend zu „global players“ werden. Während Verbraucherinnen und Verbraucher der schleichende Prozeß der Privatisierung und Ausdifferenzierung mit steigender Serviceorientierung und sinkenden Gebühren nahegebracht wird, bleiben die sozialen und gesellschaftlichen Effekte der Neuordnung des I&K-Bereiches unterbelichtet. Hier schafft der Sammelband von Esser/Lüthje/Noppe Abhilfe. Die Autoren untersuchen in empirischen Fallstudien – in den Blick rücken die Kommunikationspolitik der EU, Großbritannien, Frankreich und die BRD –, wie sich die Umbrüche konkret gestalten. Ihre These: Das System der bisherigen gemeinwohlorientierten Kommunikationsinfrastruktur mit flächendeckender Grundversorgung auf dem je aktuellen technologischen Niveau, zu einheitlichen und erschwinglichen Preisen wird schrittweise aufgelöst. Mit der Folge, daß Zugang und Mitwirkungsmöglichkeiten auf ein zahlungskräftiges kommerzielles Publikum zugeschnitten werden; wer mehr will als die schlichte Grundversorgung (einfaches Telefonieren), muß extra zahlen.  

Die Studie hat einen fordismustheoretischen Bezugsrahmen, der neben der kapitalismustheoretischen Untersuchung der Interaktion von Gesellschaftsstrukturen und Technologienormen vor allem techniksozioligische und politiologische Reflexionen über den sozialen Prozeß der Technologieentwicklung (in Europa) einbezieht und prüft, welche Rolle Wirtschaft und – maßgeblich – Politik in diesem Prozeß der Globalisierung und Regionalisierung von I&K-Technologiestrukturen spielt und spielen kann. 

Westfälisches Dampfboot 1997