Gundolf S. Freyermuth: Cyberland -Eine Führung durch den High-Tech-Underground
Mit "Cyber-" beginnende Komposita künden von einer verheißungsvollen
Zukunft: Cyberspace, Cybersex, Cyberarbeit, Cyberwelt. Sie sind Synonym
für eine höhere Lebensform, für fortgeschrittenste Technik,
für extreme Esoterik. Kaum einer aber weiß, was sich hinter
dem Wortklingklang verbirgt - nun jedoch berichtet Freyermuth von der 'Frontier',
der Avantgarde, der High-Tech-Bewegung. In das auf den ersten Seiten völlig
unverständliche Buch muß man sich - eben wie in die Cyberwelt
- langsam einfinden. Dann erfährt man (auf zuweilen recht kryptische
Weise) von heutigem Cybersex und Körperhacking, vom Konzept des Cyberspace
mit seinen 'Lieblings'philosophien Poststrukturalismus und Dekonstruktivismus,
von der Manipulierbarkeit des Todes und der nahe bevorstehenden Unsterblichkeit.
Ein Ausflug in das Land der Cyberianer lohnt sich, aber dabei kann man
es dann auch belassen.
Rowohlt Berlin
Douglas Rushkoff: Cyberia
Noch ein Buch über die schöne neue Cyberwelt aus Amerika liegt
uns vor: Cyberia. Von Hackern, Tschnoscharmanen und Cyberpunks handelt
es, und wenn das soweit noch verständlich klingt, wird es bald unverständlicher,
taucht man in das Buch erst tiefer ein. Es stimmt schon, was der Klappentext
verheißt: über gigantische Datennetze ist zu lesen, über
Designerdrogen, die den nötigen Rausch für die neue psychische
Realität liefern, über Hacker und Cyberpunks. Autor Rushkoff
gibt sich wirklich Mühe. Aber wahrscheinlich muß man auf der
gleichen Wellenlänge surfen und im gleichen Cybertakt ticken, um wesentlich
mehr vom Inhalt mitzubekommen. Also: ein Buch für Cyberianer und die,
die sie verstehen wollen.
Knaur