Elmar Altvatter/ Birgit Mahnkopf: Grenzen der Globalisierung.

Ökonomie, Ökologie und Politik in der Weltgesellschaft


Alternativen zu der uneingeschränkten Vorherrschaft des Marktes werden nach den Entwicklungen von1989 nicht mehr ernsthaft diskutiert. In der Debatte um den Standort Deutschland und die Globalisierung der Märkte wird impliziert, wirtschaftliche Sachzwänge machten alle gesellschaftlich=politischen Gestaltungsspielräume zunichte. Globalisierung und soziale Mobilität sind aber nicht unproblematisch: Altvatter und Mahnkopf knüpfen an das altbekannte Dilemma ein, daß mit kapitalistischer Logik auch das globalisiert wird, das gar nicht in Marktform globalisierbar ist: Soziale und natürliche Ressourcen sind im Gegensatz zu ökonomischen und finanziellen Ressourcen begrenzt - Globalisierung hat also sozialdarwinistische Effekte und verlangt die Anpassung ehemals überschaubarer sozialer Strukturen an den 'Weltstandard'; sie ist daher im Kern das Ende der Emanzipationshoffnung der Linken, die immer an konkrete, überschaubare Projekte geknüpft ist, wie die Autoren betonen: Globalisierung bringt keine integrierte Welt hervor. Indem Altvatter/Mahnkopf zwischen sozialen Funktionsräumen (ökonomischer Globalisierung, nationalstaatlich verfaßte Politik, regionale soziale Bewegungen, ökologische Grenzen) differenzieren, zeigen sie, daß unbegrenzte Globalisierung gar nicht möglich ist. Im Gegensatz zu Globalisierung ist ein Zustand der Globalität nicht erreichbar. Altvatter/ Mahnkopf untersuchen deshalb die immanenten Grenzen der Globalisierung und den Prozeß der Globalisierung, der als sich selbstverstärkend begriffen wird.

In ihrem überaus differenzierten Buch "Grenzen der Globalisierung" gehen die Wissenschaftler weltweiten Entwicklungen von Produktion und Konsum, von Politik und Ideologie, von Finanzmärkten und Ökologie nach und enttarnen - empirisch untermauert - Sachzwangargumente im Zuge des Globalisierungsprozesses, und erst dadurch geraten Alternativen zur totalen Durchkapitalisierung in den Blick.

Ein Überblick wie dieser ist schwer zu schreiben, ist doch in dem großen Wurf neben all den vielen Teilbereichen menschlicher Existenz der Stand der Forschung, empirisch wie theoretisch, zu berücksichtigen und die argumentative Verknüpfung all dessen fundiert und verständlich herzustellen. Den AutorInnen ist dies gelungen, und neben den Wissenschaften wird dieses über 600 Seiten starke Werk für alle politisch Denkenden von großem Interesse sein.

Westfälisches Dampfboot 1996