Ost und West. Jüdische Publizistik 1901-1928

Herausgegeben von Andreas Herzog


"Ost und West" hieß ein1901 ins Leben gerufenens Periodikum, das jüdischen Lesern im Westen die Kultur, Lebensweise, Geschichte der Ostjuden nahe bringen wollte. "Ostjuden" - so wurden nach Nathan Birnbaum im positiven Sinne Juden in der Diaspora bezeichnet, die im Gegensatz zu den assimilierten "Westjuden" Deutschlands und Österreichs begriffen worden, also beispielsweise Juiden Polens, Rußlands, Rumäniens. Sie bildeten keine kulturelle Einheit; ihre Kultur- und Religionsformen unterschieden sich aber deutlich von denen der "westlichen" Juden. Deutsch-jüdische Intellektuelle suchten Anfang des Jahrhunderts die Auseinandersetzung mit dieser ostjüdischen Kultur; sie interessierten politische und philosophische als auch ästhetische Aspekte. Und so wurde die bis 1923 bestehende Zeitschrift "Ost und West" ins Leben gerufen.

Im Reclam-Band gleichen Titels wird diese Auseinandersetzung von "Ost und West" nachgezeichnet. Es wurden Texte jüdischer Autoren kompiliert, Juden, die entweder deutsche oder österreichische Staatsbürger waren oder die zum Studium nach Mitteleuropa kamen und die unter anderem in Zeitschriften der Zeit publizierten: Neben "Ost und West" in der "Freistatt", in den "Neuen Jüdischen Monatsheften", in "Der Jude" und in den "Süddeutschen Monatsheften".

Kulturphilosophische, theaterkritische, religionstheoretische Essays von über zwanzig bekannten jüdischen Persönlichkeiten finden sich in dem Band über jüdische Publizistik; sie sind thematisch geordnet und werden zudem von einem Übersichtsartikel des Herausgebers Andreas Herzog zusammengebunden.

Ein bislang wenig beachtetes Kapitel jüdischer Geschichte wird interessant dokumentiert.

Reclam Leipzig 1996, DM 25,-