BiN über Haffmans


Keck prangt die golden geprägte 13 auf dem Jubiläumsraben, mit dem der Zürcher Haffmans Verlag sein 13. Jahr feiert. Und dieses fein=selbstironische Zelebrieren des merkwürdigen Geburtstags ist so liebenswürdig und intelligent wie der ganze Verlag, der sich 1982 mit so gegensätzlichen Autoren wie Robert Gernhardt und Hans Wollschläger anschickte, die literarische Welt zu erorbern - oder zumindest ihren deutschsprachigen Teil.

Rasch waren die Erfolge da, und rasch wurde Haffmans zum Lieblingsverlag der Buchhändler und jener Leserschar, die sich für die Häuser intersessieren, in denen die Bücher, die sie lesen, erscheinen. Haffmans wurde zum Synonym für gute Bücher und eine Literatur, der Genreschranken nichts bedeutet. (Und so ist der Gegensatz von Gernhardt und Wollschläger letztlich natürlich keiner, denn sie sind - so unterschiedlich ernst sie sich auch nehmen - die besten Stilisten deutscher Sprache.) Als 1983 dann Schopenhauer und Sterne - letzterer in der wunderbaren Übersetzung Michael Walters - bei Haffmans erschienen, war klar, daß es für diesen Verlag keinen Rolle spielen würde, wann die Bücher, die sie machen wollten, geschrieben wurden: Klassiker standen neben Zeitgenossen, aber das Auswahlkriterium blieb dasselbe - um Bücher mußte es sich handeln, die echte Leser gern lesen. Nicht mehr, nicht weniger.

Und die Bücher, mit denen Haffmans damals den Buchhandel belieferte, sie waren fabelhaft gemacht: in beste Materialien eingebunden, auf excellentem Papier gedruckt, fadengeheftet und oftmals in Blei gesetzt - und das, ohne überteuert zu sein. In der zweiten Hälfte der Achtziger und dann vor allem in den Neunzigern mußte sich dies jedoch ändern. Herstellerisch unterscheidet sich Haffmans heute kaum mehr von den vielen anderen Verlagen, die den Markt bedienen. Aber natürlich nimmt man dies gern in Kauf, so lange die inhaltliche Linie gewahrt bleibt. Und sie blieb und bleibt gewahrt.

Auf die beste Weise: Mit beinahe jedem neuen Jahr reihten sich weitere Autoren in die Phalanx der Haffmansnovitäten, und keinmal wurde der Griff ins Regal enttäuscht. (Und das ist freilich ein herrlicher Dienst am Leser: ihn seine Zeit nicht mit Enttäuschungen vergeuden lassen.) Im Gegenteil, wer Haffmans Bücher kaufte, konnte einige der großartigsten Entdeckungen des letzten Jahrzehnts machen. Eine sei hier gesondert erwähnt:

1988 veröffentlichte Haffmans einen Band mit den Arbeiten Werner Riegels, dessen früher Tod fraglos den schlimmsten Verlust für die deutsche Literatur in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts darstellte. Es ist dies ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen möchte, und das einen auch bei der wer-weiß-wievielten Lektüre erzittern läßt, es ist ein Buch, das in keiner ernsthaften Bibliothek deutscher Literatur fehlen darf. (So famos dieser Band ist, und so dankbar den Zürchern man für ihn sein muß, ein Ärgernis sei hier nicht verschweiegen: Noch heute läuft der Titel unter Peter Rühmkorfs Namen, der ihn herausgegeben hat, und der Rücken des grauen Leinenbands erweckt den Eindruck, als hätte der Hamburger Dichter, der so gern von Frauenbekannschaften in mancherlei Orten erzählt und schreibt, ein Buch mit dem Titel "Werner Riegel" geschrieben. Nein!, das ist wirklich zum Aus-der-Haut-fahren - zumal Rühmkorf mit keinem seiner Texte auch nur annähernd an die Kunst Riegels heranreicht. Es ist dies eben der Unterschied zwischen einem raren Genie und einem, der gerne eines wäre. Aber, gut, das ist eine andere Geschichte.)

Daß man Haffmans heute vor allem mit einer Reihe bestimmter Schriftsteller assoziiert, spricht Bände, denn es handelt sich durchweg um solche, die man man eben nicht vergißt. (Und Haffmans hat seine Autoren immer bestens gepflegt und an das Haus gebunden. Die einzige prominente Ausnahme ist vielleicht Robert Harris.) Viele von ihnen sind in unserem Beitrag Bin fragt Haffmans erwähnt.

Bleiben abschließend zwei Bemerkungen zu machen. Erstens: wer den Jubelraben, Nummero 42, noch nicht besitzt, sollte ihn sich schleunigst anschaffen. Zweitens: auf die nächsten 13!

Ein Portrait aus dem Jahr 1995 von Steffen Huck.