Bildbände im Herbst I
Deborah Holder, Frank Sinatra, Heyne
Rechtzeitig zum 80. Geburtstags Sinatras im Dezember erscheint bei Heyne
ein opulenter Band der Leben und Werk des Sängers und Schauspielers
dokumentiert. Von Kinderfotografien, über Schnappschüsse bei
Auftritten, bis hin zu Reproduktionen von Werbeplakaten und Plattencovern
reichen die Abbildungen in Deborah Holders Buch. Und gerade dieses Nebeneinander
ganz unterschiedlicher Eindrücke macht es überaus spannend. Und
es animiert, auch die Texte zu lesen, die Sinatras Werdegang pointiert
nachzeichnen.
Karl Lagerfeld, Claudia Schiffer, Heyne
Haben wir nicht alle ein Bild von Claudia Schiffer? Schätzungsweise
sieht es so ähnlich aus wie jenes, das das Cover des großformatigen,
soeben bei Heyne erschienen Bildband ziert. Aber man muß ihn nur
an beliebiger Stelle aufschlagen und einige Seiten blättern, um überrascht
zu werden und die Verwandlungsfähigkeit Schiffers zu erkennen. Karl
Lagerfeld, der einstige Warholmime, kennt sie wohl besser als jeder andere
(sieht man Zauberkünstlern und ähnlichen Zeitgenossen einmal
ab). Und die Bilder, die er von seinem Modell gemacht hat, sie sind ausgezeichnet
- sie entwerfen Situationen und Szenarien, zitieren Film- und sonstige
Geschichte und zeigen, wie sehr wir uns irren, wenn wir meinen zu wissen,
wie und was jemand ist und wie und was nicht.
LONDON - in alten Fotografien, Heyne
Die Fotos, die sich in diesem Band finden, zeigen London in den Jahren
1897 bis 1914. Beide Jahre, das sechzigjährige Regierungsjubiläum
Queen Victorias und der Ausbruch des ersten Weltkriegs, markieren gemeinsam
die letzte Phase des große Phase des Empires - in ihr war London
Dreh- und Angelpunkt nicht nur der großen Handelsströme sondern
auch der wichtigen Neuerungen in Kunst und Literatur.
Über 200 Fotos, begleitet von Texten von Alistair Cooke und Felix
Barker, dokumentieren diese beiden Jahrzehnte, und erlauben es dem Betrachter,
das Bild der ganzen Stadt in jener Zeit zusammenzusetzen.
Gilles Neret, EROTICA UNIVERSALIS, Taschen
Für unglaublich günstige 39,95 DM bringt Taschen diesen Klotz
in die Buchhandlungen, der auf 756 Hochglanzseiten mit 719 meist farbigen
und durchweg erstklassigen Abbildungen die Geschichte der erotischen Kunst
dokumentiert - von Funden aus Ägypten und Griechenland bis hinein
in die Fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts. Sorgsam ausgesucht finden
sich zu allen Themen und Varianten die delikatesten Bilder, darunter
auch einige der unbekannteren Werke der Großen aller Zeiten, wie
Picassos Pissing Woman. Ein Band, der in keiner Bibliothek fehlen
sollte, in dem es Spaß macht zu blättern, und in dem man immer
wieder etwas entdecken wird.
Isolde Ohlbaum, Mädchen, Bertelsmann
Wieviel von unserem späteren Ich können wir erkennen auf den
Fotos von einst, als wir noch Kinder waren? Wieviel vom Ausehen und Wesen
anderer auf deren alten Bildern? Und was wissen wir über die Geschichte
und Zukunft der Mädchen aus den Bildern Isolde Ohlbaums? Es ist schwer
zu sagen, denn manchmal hat man das Gefühl: fast alles. Was
freilich ein Irrtum ist. Was wir sehen sind nur Entwürfe & Möglichkeiten.
Das Erstaunliche aber ist, daß wir sie sehen. Isolde Ohlbaums
Band ist zweifelsohne ein Meilenstein für die zeitgenössische
deutsche Fotografie.
Uwe Ommer, Black Ladies, Taschen
Selbstbewußt und schön inszeniert Uwe Ommer in rund 200 Buntfotographien
black ladies. Im Vordergrund stehen dabei überraschenderweise
weniger die Körper der oft nur Leichtbekleideten als ihr Charakter,
wodurch es Ommer en passant gelingt, eine sehr subtile und nur indirekt
wirkende Erotik zu induzieren. So einfach und schnörkellos die Bilder
scheinen, so lang wird man sie ansehen müssen...