Mai: Belletristik 

Harold Brodkey, Profane Freundschaft, Rowohlt
Wäre man gezwungen eine Rangordnung zu formulieren, kääme man nicht umhin zu sagen, daß Brodkey der wichtigste lebende amerikanische Autor ist. Ist das gesagt, bleibt, in Kürze, nichts zu ergänzen.

Lewis Carroll, Sylvie und Bruno, Verlag Jürgen Häusser
Dank des noblen Darnstädter Verlag ist der Carrolls Klassiker endlich wieder in einer schönen, beide Teilbände umfassenden Ausgabe da. Übersetzt hat Dieter H. Stündel, dessen Finnegans Wake ja vor wenigen Monaten heftigst diskutiert wurde.

Ken Follett, Die Pfeiler der Macht, Lübbe
640-seitige Familiensaga. Über das Haus Pilaster, über dasr was vor, und das, was hinter den Pfeilern der Macht geschieht. Lübbe ist, einmal mehr, zu danken für eine unglaublich aufwendig und wunderbar gelungene Ausstattung, für bestes Papier und herrliches bedrucktes Leinen.

Gerd Fuchs, Schußfahrt, Hoffman & Campe
Zwei Brüder, der eine Dichter, der andre Händler, beschließen eines Tags, die Rollen zu tauschen. Ein lustiges Buch aus einem der besten Verlage des Landes.

Max Goldt, Schließ einfach die Augen und stell Dir vor, ich wäre Heinz Kluncker, Haffmans
Der Titel ist Programm. Max Goldt einer der besten Stilisten des Landes. Das Buch ein wunderbares für jeden Nachttisch.

Michael Golding, Das Licht der Lagune, Knaus
Golding hat eine Geschichte, ja, fast eine Art Märchen geschrieben, eine Geschichte jedenfalls über die märchenhafteste aller europäischen Städte, eine Venediggeschichte, eine Geschichte, ja, auch über den Tod, über die Pest.

Siegfried Lenz, Die Auflehnung, Hoffmann und Campe
Noch immer ist es ein Ereignis, wenn ein neuer Roman von Lenz aufgelegt wird, da man mag zu ihm stehen, wie man will. In seinem jüngsten Roman stehen zwei Brüder im Mittelpunkt, der eine Teichwirt, der andere Teekoster. Auf ganz unterschiedliche Weisen in Krisen gestürzt, haben sie nur eine Wahl: aufbegehren, sich aufzulehnen.

Jean Marsh, Träume aus Tweed und Seide, Rütten und Loening
Wovon wird ein Buch das so heißt schon handeln? Genau!, vom London der Zwanziger, von Mode, Jazz, Liebe, Sex; von Beatrice und Evangeline...

James A. Michener, Mexiko, Lübbe
Dreißig Jahre nach Beginn der Arbeit ist nun der große epische Wurf Micheners über Mexiko erschienen; und man ist dankbar, daß er bei Lübbe erschienen ist, denn kein Verlag macht zur Zeit für so wenig Geld so schöne Bücher; das geht vom erstklassigen Leinen bis zu den ausgesuchten Illsutrationen.

E. Annie Proulx, Schiffsmeldungen, List
Der hochdekorierte Roman der 60jährigen Autorin ist eine Art umgekehrter Entwicklungsroman in unpratentiöser, spröder Sprache. Nach bösen Schicksalsschläge verläßt der Held die Stadt in ein altes Haus in Neufundland zurück. Dort verfaßt er bald "Schiffsmeldungen".

Adam Thorpe, Ulverton, Claassen
Die Geschichte eines erfundenen Dorfs über 12 Generationen hinweg. Und Sprache und Tonfall reflektieren den Wandel. Dafür hat es Deutschlands derzeit besten Übersetzer gebraucht, und der hat, wie Thorpe, ein Meisterwerk abgelegt. Gruß an Hans Wolf!