Kulinaria
Axel und Bibiana Behrendt, Obstbrände, Heyne
Noch ein Guide für Kenner und Genießer aus der Feder
des Behrendts. Nach Grappa nun Fruchtwässer neben einigen Geisten.
Der Guide liefert einen soliden Überblick und manche Anregungen. Über
die Geschmacksurteile ließe sich freilich streiten. Aber irgendwo
macht es ja auch Spaß, sich zu fragen, wie ein Schnaps, der als Muskelpaket
bezeichnet wird, wohl schmecken wird.
A. Dalby / S. Grainger, Küchengeheimnisse der Antike, Stürtz
Wir wissen eigentlich ziemlich viel über die alten Griechen. Wir wissen,
was sie gelesen haben, wir wissen, wie Sie Herrscher gewählt und mit
Sklaven gehandelt haben, und, ja, wir wissen sogar allerlei über ihr
Sexualleben, und eine ihrer Vorlieben ist bis heute mit ihrem Namen verbunden.
Aber was sie gegessen haben, darüber wissen wir so gut wie nichts.
Dabei kommt das Essen noch vor dem Sex - also, in gewisser Weise jedenfalls.
Diesem Defizit bereitet der soeben bei Stürtz erschienene und sehr
hübsche Band ein Ende. Und da es auch Rezepte gibt, mag es auf des
Mannes Frage, wie es denn mit Griechisch wäre, künfig ganz neue
Antworten in den eigenen vier Wänden geben.
Ermine Herrscher, Zu Gast bei Picasso, Heyne
Für uns das bislang schönste Buch des Herbsts! Das fängt
mit dem Cover (in Knallblau und nicht minder knalligem Orange) an, geht
weiter über das Vorsatzpapier (featuring five fishes), geht über
die Fotos von Picasso, die begleitenden Texte, die Reproduktionen vieler
Bilder bis hin zu den Rezepten. Das alles ist so fein arrangiert, so hübsch
gesetzt, so animierend, daß man schnell die Zeit und am Ende gar
das Essen vergißt. Aber macht ja nix. Das nächste Mal wird ordentlich
gekocht, und dann entfaltet der Band seine letzte Dimension, die geschmackliche,
die mit dem Kitzel einhergeht, das zu essen, was das Genie einst aß.
A.W. Logue, Die Psychologie des Essens und des Trinkens, Spektrum
Wenn Sie ihr Essen nicht einfach essen wollen, um satt zu werden oder zu
genießen, sondern wenn Sie es auch verstehen wollen, wenn Sie also
wissen wollen, warum Sie essen wollen, um satt zu werden oder zu genießen,
dann kaufen Sie Frau Logues Buch. Es hat schon einige Preise bekommen.
Martina Meuth / Bernd Neuner-Duttenhofer, Piemont und Aosta-Tal, Droemer
Knaur
Im Untertitel: Küche, Land und Leute. Ein kulinarischer Reiseführer
also. Ein Reiseführer, den man auch dann nutzen kann, wenn man gar
nicht vorhat zu verreisen. Man kann die Gegend ja auch mit der Zunge erkunden.
Dafür muß man freilich ein bißchen laufen, weil nicht
alle Zutaten gleich um die Ecke zu haben sind, aber es lohnt sich, zumal
eine Stichprobe ergeben hat, daß die Rezepte funktionieren. Köstlich
zum Beispiel: die Orangenbavaroise (S. 210).
Veronelli, Weine aus Italien, Heyne
Vorliegt der Veronelli nun in zweiter Ausgabe. Auf über 600 Dünndruckseiten
versammelt er Weingüter, Gebiete, Jahrgänge, Besuchstips und
vieles mehr, und zwar auf eine Weise, die ebenso knapp ist wie präzise.
Auf prekäre Urteile wird verzichtet.
Joanne Weir, Amerikanische Küche, Heyne TB
Die amerikanische Küche ist vielleicht die meistunterschätzte
unserer Tage, wobei gewisse amerikanische Restaurantketten daran natürlich
Mitschuld haben. Daß das multikulturelle Amerika jedoch ganz ausgezeichnete
Kreationen hervorgebracht hat - zum Gutteil durch kluge Rekombination -
kann man mit dem preiswerten Heyneband jetzt am eigenen Gaumen erfahren.