Frühlingsspätlese I: Klassiker
Mircea Eliade, Indisches Tagebuch, Reisenotizen 1928-1931, Diederichs
Eliade, Religionsforscher, Philosoph und Schriftsteller, wurde 1907 in
Bukarest geboren. Kurz nach seinem Studium reiste er lange durch Indien
- dabei entstand sein nun erstmals auf deutsch vorliegendes Tagebuch, das
faszinierende Schilderungen einer untergegangenen Epoche enthält.
Und auch wenn Eliade schreibt: Ich meine, daß das Leben sich vermehrt
und und sich wieder verliert - warum also alle Erinnerungen bewahren?
müssen wir uns doch glücklich schätzen, daß er seine
Erinnerungen an die indischen Jahren fixiert hat.
Sinclair Lewis, Main Street, Manesse
Main Street - zwei Jahre vor Babbit erschienen - ist zweifelsohne
eines der wichtigsten Werke Sinclair Lewis' - in jüngster Zeit unter
anderem von Rolf Vollmann im Narrenschiff gerühmt. Bemerkenswerterweise
ist die Manesseausgabe die einzige des Romans, die in deutscher Sprache
erhältlich ist. Was allerdings, da es sie ja nun gibt - und das in
zuverlässiger Übersetzung - auch nicht weiter schlimm ist.
Ossip Mandelstam, Die Woronescher Hefte, Letzte Gedichte 1935-1937,
Ammann
Nadeschda Mandelstam gelang es, diese letzten Gedichte ihres Mannes über
die Stalinära zu retten - die meisten hatte sie auswendig ausgelernt.
Jetzt, 56 Jahre nach Mandelstams Tod im Arbeitslager, liegen sie im Rahmen
der wunderbaren Werkausgabe bei Ammann erstmals auf deutsch vor, und dabei
mutet es ganz rührend an, den Band, der unter so schaurigen Bedingungen
zustandekam, nun in den Hälten zu halten: Mit seinen drei (!) Umschlägen,
der Papier-, Bindungs-, und Leinenqualität treibt er die Bibliophilie
auf die Spitze und ist somit auch eine Ehrbezeugung vor Mandelstam.
Heinrich Mann, Liebesspiele, S. Fischer
Mit dem zweiten Band der Sämtlichen Erzählungen schreitet
die neue, von Peter-Paul Schneider edierte, Heinrich Mann-Werkausgabe munter
voran - und tatsächlich ist für den Herbst schon der nächste
Band avisiert. Sieht man, wie sich Projekte dieser Größenordnung
manchmal zum Verdruß vieler hinschleppen, ist dies kaum zu hoch zu
bewerten. Daß die Bücher auch auf überaus großartige
Weise hergestellt werden, haben wir ja schon beim Erscheinen des ersten
Bands hervorgehoben.
Liebesspiele versammelt Manns Erzählungen aus den Jahren
1902 bis 1907, und so finden sich in ihnen viele der Themen, die auch seine
damaligen Romane, wie zum Beispiel Professor Unrat bewegen.
Dylan Thomas, Unter dem Milchwald, Hanser
Mit Dylan Thomas Hauptwerk, verschiedenen Hörfunkarbeiten und einer
Briefauswahl setzt Hanser die neue große Werkausgabe des 1953 gestorbenen
Dichters fort. Vieles, was bislang nur verstreut vorlag, wird dabei ergänzt
von Neu- und Erstübersetzungen, so daß sich die Ausgabe spielend
unentbehrlich macht. Daß sie nicht nur äußerst sorgfältig
ediert sondern auch herstellerisch excellent ist, sei - auch, wenn es der
Name Hanser ohnehin vermuten läßt, auch hier noch hinzugefügt.