Allerlei Geschichte(n)



 

Robin Gardiner/Dan van der Vat, Die Titanic-Verschwörung, C. Bertelsmann

Nicht die Titanic sei gesunken, so der überraschende Kernsatz des Autorenduos, sondern ihr Schwesterschiff, die Olympic. Und das Unglück sei in Wirklichkeit auch gar keines gewesen sondern, im Gegenteil, bewußt geplanter Teil eines riesigen Versicherungsbetrugs, der sich anbot, da die Olympic ohnehin beschädigt gewesen sei. Echte Beweise haben die Autoren natürlich nicht, dafür ist ihre Theorie aber nicht minder elegant wie jene, die Oliver Stone in JFK präsentierte. Für Anhänger von Verschwörungsszenarien ist das Buch also ein absolutes Muß. Für Titanic-Fans nicht minder.
 

Peter Hopkirk, Östlich von Konstantinopel, Europaverlag

Peter Hopkirk, der für die Londoner Times arbeitet, schreibt in diesem knapp 500 Seiten starken mit gutem Anhang ausgestatteten Buch über ein unbekanntes Kapitel deutscher Expansionsträume: Mit Hilfe der Türkei plante Wilhelm zwo, Briten und Russen aus den südöstlichen Regionen von Afghanistan bis Indien zu vertreiben, um so ein wirkliches Weltreich zu begründen. Das Buch, das vor allem von den vielen Geheimdienstaktivitäten, die eine gewaltige Verschwörung initiieren sollten, berichtet, ist so solide recherchiert wie spannend geschrieben.
 

Pierre Lepape, Voltaire, Campus

Oder die Geburt der Intellektuellen im Zeitalter der Aufklärung nennt der für Le Monde arbeitetende Franzose Lepape seine Voltaire-Biographie im Untertitel. Lepape interssiert sich dabei weniger für den privaten Voltaire sondern vielmehr für die sozialen und kulturellen Umstände, die ihn erst in die Bastille und später zu Ruhm geführt haben. Das Buch, das wissenschaftlichen Maßstäben genügt, ohne sein Populärpotential dadurch einzuschränken, und mit einem guten Anhang versehen ist, dürfte auf viele interessierte Leser stoßen. Einzig hinderlich dabei könnte der recht hohe Preis von 78 DM sein.
 

Chris Scarre, Die Römischen Kaiser, Econ

Scarres mit hunderten von Abbildungen versehenes großformatiges Buch lädt ein zum Blättern, Stöbern, Verweilen, zum Kreuz- und Querlesen und Betrachten. Die Kombination aus informativen Texten, Fotografien, Bildreproduktionen und - dies vor allem! - schematischen Darstellungen, zieht einen förmlich in das Buch hinein, hat man es erst einmal aufgeschlagen. Das formidable Layout trägt ein übriges dazu bei. Wenn wir also empfehlen, sich das Buch in einer Buchhandlung einmal anzuschauen, so ist dies gleichbedeutend mit dem Rat, es zu kaufen, denn, haben Sie einmal drin geblättert, werden Sie es zweifelsohne auch haben wollen.
 

Donald Spoto, Die Windsors, Heyne

Geschichte einer Familie lautet der Untertitel dieses 540-Seiten-Werks über das Haus, das zwei der längsten Regentschaften im Vereinigten Königreich hervorbrachte - diejenigen von Victoria und Elisabeth II. Im Prinzip ist es ein Buch, das von Aufstieg und Fall kündet, von einem Weg, auf dem stets Eheschließungen eine wichtige Rolle gespielt haben, bis irgendwann die Eheauflösungen wichtiger wurden. Aristocrats go Soap Opera.
Spoto verlängert mit diesem Buch die Liste seiner ausgezeichneten Biographien, in der bislang unter anderen die Namen Alfred Hitchcock und Marilyn Monroe standen.
 

Peter Wende, Geschichte Englands, Kohlhammer

Unser Tip für alle Anglophilen: Peter Wendes einbändige Geschichte Englands sollte nicht nur in öffentlichen Bibliotheken sondern unbedingt auch zuhause stehen. Sie ist ein MUSS.
So fundiert wie gut geschrieben eignet sich das Buch sowohl zum Lesen von Anfang bis Ende, als auch zum Nachschlagen und Lesen einzelner Abschnitte, wenn man beispielsweise gerade vergessen hat, was es mit Kett's Rebellion, der New Model Army oder dem Rye-House-Plot auf sich hatte. Stammtafeln und eine exquisite Zeittafel runden das Buch ab.