Neue Fotobildbände
1000 Nudes, Taschen
1000 Nackte auf gut 750 Seiten, 1000 Nackte von den 50er Jahren des vorigen
Jahrhunderts bis zu den 30ern des unseren. 1000 Nackte (vornehmlich Frauen),
die nicht nur die Entwicklung von Fotografie und Ästhetik in einem
Zeitraum von 80 Jahren dokumentieren sondern auch die unterschiedlichsten
Spielarten des Nacktseins, wie wir sie auch heute noch antreffen. 1000
Nackte, die mit ihren zur Schau gestellten Körpern und Gesichtern
merkwürdig anrühren, deren Freude und Ungezwungenheit einen manchmal
schlucken läßt - machen die Jahresangaben unter den Fotos aus
der Sammlung Uwe Scheid doch nur zu deutlich, daß all die Schönen,
die Aufreizenden, die Verträumten und die Geilen, daß sie alle
längst nur Moder noch sind. 1000 Nackte, die in keiner Bibliothek
fehlen sollten.
Elmar Batters, From the tip of the toes to the top of the hose, Taschen
Der jüngst bei Taschen - gewohnt preiswert - erschienene Band mit
Fotos von Elmar Batters ist sicherlich das zur Zeit ultimative Buch für
jeden Fußfetischisten. Sie zeigen Füße in Stockings, nackte
Füße, Füße in Stockings mit Weingläsern, nackte
Füße mit Trauben, Füße, die in Haaren wuscheln, Füße
in High Heels, ausgestreckte Füße, Füße von Blonden
und Brunetten, Füße von Nackten und Halbangezogenen, Füße,
an denen lustvoll genuckelt wird, Füße von rasierten Hausfrauen
und Füße von Studentinnen, kurzum Füße von Frauen.
Daß sie auch noch das ein oder andere mehr zeigen, mag für die
einen von Belang und für die anderen ohne solchen sein...
Dichter und ihre Häuser, Knesebeck
Ein Bildband, wie man sich ihn wünscht! Mit einem Thema, auf das man
gewartet hat (vielleicht, ohne es zu wissen), erstklassigen Fotografien,
gutem Druck und klugen Texten. Mit von der Partie sind unter anderem die
Wohnungen und Häuser von: William Faulkner, Ernest Hemingway, Hermann
Hesse, Vita Sackville-West, Dylan Thomas und Virginia Woolf. Die bezaubernden
Fotografien, die Interieurs wie Aus- und Ansichten einfangen, stammen von
Erica Lennard, und Marguerite Duras hat ein Vorwort beigesteuert.
L. David Mech, Auf der Fährte der Wölfe, Frederking &
Thaler
L.D. Mech ist unter Wissenschaftlern einer der anerkanntesten Wolfsforscher
unserer Tage. In seinem oppulent ausgestatteten Band über das Leben
der Vorfahren unserer besten Freunde schildert er nahezu alle Aspekte ihres
Daseins. Daß diese Schilderungen wissenschaftlich seriös und
gut lesbar sind, begrüßen wir als feine Koinzidenz (die allerdings
kein Zufall ist). Die Fotos, die man sehr lange betrachten kann,
stammen von einem ganzen Team guter Fotografen. Und eigentlich ist das
einzige, was man über den Band beklagen kann, der Umstand, daß
schon nach gut hundert Seiten Schluß ist.
Helmut Newtons Illustrated No.4: Dr Phantasme, Schirmer/Mosel
Das Nobelheft bietet Helmut Newton ein ungewöhnlich großes Format,
und er nutzt es gnadenlos. Die wenigen Minuten, die man braucht, um es
das erste Mal durchzublättern, werden so zu einem wahren Trip, und
am Ende ist der Puls geklettert. Auf den Kerl mit Revolver folgt die kontemplative
Nackte mit den Schuhen, auf beide ein Fotograf mit Metzgersschürze
und ein langgestrecktes weibliches Wesen mit Lederfesseln um die Fußgelenke,
und dann blättert man um und starrt in eine weit klaffende fleischliche
Öffnung von einer Größe, die man schon immer erahnt hat,
aber es ist ein Hähnchen, und der Blick fällt dorthin, wo die
Eingeweide fehlen. Das Messer liegt daneben. Eine beringte Frauenhand zerrt
am Schenkel. Dann beginnt die zweite Hälfte...
Christian Vogt, In Camera, Edition Stemmle
52 Frauen ließ Christian Vogt sich selbst inszenieren - einzige Bedingung
war, die Inszenierung mußte vor dem immer selben kargen Hintergrund
und mit einer Holzkiste stattfinden. Daß viele sich (in unterschiedlichem
Maß) entkleideten - einschließlich der jüngsten - gibt
dem Band nicht nur ein erotisches Flair, sondern läßt auch über
die Frauen nachdenken. Zu bewundern ist auf jeden Fall Vogts große
Senisbilität, seine Zartfühligkeit, die den Fotografien eine
ungewöhnliche Anmut verleiht.
Roman Vishniac, Verschwunden Welt, Kindler
1935 wurde Roman Vishniac - damals 38jährig - vom Hilfsverein der
deutschen Juden nach Osteuropa entsandt, um dort mittels Fotos das
traditionelle jüdische Leben zu dokumentieren. Vishniac reiste drei
Jahre und etliche Tausend Kilometer. Am Ende hatte er 16.000 (!) Negative
beisammen. Doch nur ein Achtel konnte gerettet werden. Der nun bei Kindler
vorliegende Band versammelt auf über 200 breitformatigen Seiten eine
Auswahl davon. Es sind Bilder des Alltags, faszinierende Bilder von einem
Leben, das zwar in Armut geführt aber intakt war, von einem Leben,
dem die Auslöschung bevorstand. Und so schaut man in das Gesicht des
kleinen Mädchens, das lächelnd eine Milchflasche zeigt, und man
fragt sich, was aus ihr geworden, und man ahnt die Antwort und kämpft
gegen Tränen.