Neue Krimis & Thriller Anfang 1996



 

Larry Beinhart, American Hero, Heyne

Endlich im Taschenbuch ist jetzt Larry Beinharts genialer Roman über die Hintergründe des Golfkriegs zugänglich. Eine ausführliche Besprechung findet sich hier.
 

Stephen Bogart, Play it again, Knaur

Gerade noch haben wir uns über Bogarts Biographie über Bogart ausgelassen, da erscheint der erste Kriminalroman aus der Feder des Sohnes von Lauren Bacall. Der Held ist der Sohn einer berühmten Schauspielerin. Ihr und ihrer Welt wollte Sohnemann zwar immer entfliehen, als sie jedoch umgebracht wird, macht sich R.J. Brooks auf die Socken - schließlich verdingte er sich ohnehin schon als Privatdetektiv. Und so führen ihn die Ermittlungen wieder zurück in die Welt der Stars und Sternchen.
 

Jay Brandon, Unter Zwang, Europaverlag

Brandons Justizthriller um einen Kinderschänder ist kompliziert, aber so gewagt die Konstruktion auch ist, sie sorgt für Kopfzerbrechen und Spannung. Warum widerruft der zunächst Angeklagte sein Geständnis? Warum identifiziert eines der Opfer den Verteidiger des zunächst Geständigen als den Täter? Warum übernimmt dann ausgerechnet ein guter Freund des Staatsanwalts die Verteidigung des Verteidigers?
Im Gerichtssaal muß es sich klären...
 

Deborah Crombie, Das Haus am Moor, Goldmann

Es ist ziemlich klar, welche Leserschaft, die in Texas lebende Exwerberin im Sinn hatte, als sie anfing, Kriminalromane zu schreiben - warum sollte sie, so muß sie sich gesagt haben, das, was Elizabeth George kann, nicht auch können? Die Gründe dafür offenbaren sich allerdings nur zu rasch. Wo bei Elizabeth George der Blick aufs Detail oder die Beschreibung von Natur sehr präzise der Entwicklung eines komplexen Ganzen dienen, sind sie bei Crombie nur Selbstzweck. Und so hat man ständig den schlechten Beigeschmack von Gewolltem im Mund. Prädikat: bestenfalls epigonal.
 

Celia Dale, Ein unauffälliger Ehemann, Knaur

Ein ganz normales Ehepaar scheinen Leonard und Enid. Jedenfalls so lange, bis der Tod sie scheidet. Was hier heißt, bis Enid ermordet wird. Um den Fall zu lösen, muß Inspektor Hogart die Geschichte eine Familie dekonstruieren... Ein raffinierter Thriller!
 

Margaret Frazer, Die Knaben, Econ

Klein zu sein, muß nicht vor Bösewichtern schützen. Schon gar nicht, wenn man des Königs Sohn ist. Und erst recht nicht, wenn der König Heinrich VI. ist, der gleich zweimal in seiner Laufbahn gestürzt wurde, um schließlich unter ungeklärten Umständen im Tower zu sterben.
Seine Söhne jedenfalls werden ins Kloster gebracht, aber auch dort gibt es keine Sicherheit für sie. Schwester Frivesse begibt sich auf die Suche nach den Tätern...
 

Nick Gaitano, Organjäger, Europaverlag

Andrew Vachss war begeistert. Und zu recht. Gaitano erzählt die Geschichte einer Mordserie: Wie zufällig findet man die Opfer stets in der Nähe eines Krankenhauses. Und dort gibt es bald zwei schillernde Figuren, die auf Spenderorgane warten. Bald gerät der Ermittler unter Druck, der sich noch verstärkt, als gewisse Spuren zu seiner Exgeliebten führen...
 

Robert Goddard, Geschlossene Gesellschaft, Schweizer Verlagshaus

Geschlossene Gesellschaft ist der siebte Roman von Goddard, der in England längst zu den meistbeachteten Autoren des Genres zählt. In Deutschland gilt es noch etwas aufzuholen, aber wer wollte bezweifeln, daß dies gelingen wird. Goddard ist eine originäre Stimme - seine Bücher sind so spannend wie subtil. Diesmal geht es um zwei kleine Gauner, die vom großen Geld träumen, und reichen Erbinnen nachsetzen. Aber schnell verliert das Spiel von Guy und Max seine Harmlosigkeit...
 

Jane Haddam, Weihnachtlich glänzt der Wald, Econ

Ein klassisches Szenario!: Die Familienband zu Weihnachten, und dann stirbt das Oberhaupt, und zwar offensichtlich keines natürlichen Todes. Und sieben Kinder hat er gehabt. Was das für den Ermittler bedeuten wird, kann sich jeder, der je einen Alle-sind-in-einem-großen-Haus-versammelt-Krimis gelesen hat, leicht ausmachen, zumal es an Motiven nicht mangelt...
 

Carolyn G. Hart, Tod auf Anfrage, Heyne

Mrs. Hart hat zu viele Krimis gelesen, und ihre Bewunderung für das Genre ist größer als ihr Vermögen, diesem selbst etwas Neues beizusteuern. So muß man schon besessen sein, um das Buch, das acht Jahre auf seine Übersetzung wartete, mit Freude lesen zu können. Das Beste an ihm ist zweifelsohne das Cover, das eine ausgesprochen hübsche Illustration von Michael Haussmann ziert.
 

William Hjortsberg, Sprach der Rabe: Nimmermehr, Zsolnay

Conan Doyle meets Houdini. Wir sind im New York der Zwanziger. Und ein Mörder entpuppt sich als Verehrer Edgar Poes. Doyle & Houdini werden zum Team.
Sprach der Rabe: Nimmermehr ist das seit geraumer Zeit erste Buch des Autors, der mit der Verfilmung von Angel Heart weltberühmt wurde. Zsolnay, der Verlag der Martin Amis für Deutschland entdeckt hat, ist einmal mehr herzlich zu danken...
 

Phillip M. Margolin, Auf ewig unvergessen, Zsolnay

Auf ewig unvergessen - das ist der Gruß eines Serienkillers an seine Opfer & die Hinterbliebenen. Nachdem ein verdächtiger bei einem Schußwechsel getötet wird, bleibt es zehn Jahre still. Dann gibt es in Portland neue Leichen, und wieder sind sie auf ewig unvergessen. Margolin hat einen verstörenden und beunruhigenden Thriller geschrieben.
 

Ronald Munson, Night Vision, Eichborn

Wieder will ein Irrer eine berühmte Frau für sich alleine haben. Wir kennen den Stoff aus Fan Mail, einem völlig überschätzten Thriller, mit dem der Autor bewies, daß er weiß, wie wichtig heutzutage emails sind. Diesmal ist die Frau Schauspielerin und der Bösewicht ein nekrophiler Hacker. Unter dem Einsatz von allerlei Technik geht er der Begehrten an den Kragen...
 

Elizabeth Peters, Verloren in der Wüstenstadt, Econ

In den Staaten ist Elizabeth Peters richtig groß. Kaum eine Buchhandlung, die nicht mindestens einen halben Meter ihrer historischen Kriminalromane in den Regalen hätte. Bei Econ ist nun schon immerhin der vierte ihrer Romane um die abenteuerlustige Amelia Peabody erschienen. Jene ist dieses Mal mit Mann und Sohn im Sudan, wo sie ein wenig Zeit mit Grabungen verbringen möchte. Doch dann kommt alles anders... Und über 450 Seiten darf man als Leser oder Leserin gespannt sein.
 

Sandra Scoppettone, Überall suche ich deine Spur, Econ

Lauren Laurano lebt in New York, ist Detektivin und Lesbe, die in gewissen Momenten Heteros und schwule Männer beneidet (Sie können es in wenigen Minuten tun. Auch wenn wir keine große Inszenierung daraus machen wollen, wird es trotzdem eine. Wir haben es auf zwanzig Minuten heruntergeschraubt, wenn es sein muß, aber niemals weniger.) Nun erhält sie einen Auftrag, der sie in die Vergangenheit einer Kleinstadt führt. Daß es damals um Mord ging, erfährt sie erst mit Gewißheit, als es auch heute wieder um Mord geht, und dabei muß sie bald selbst aufpassen, am Leben zu bleiben. Denn der Tod kommt für alle schnell.