Die schönste Krimireihe des Landes!

Wir wollen es nicht verhehlen, daß wir diesen Hinweis besonders gerne geben - geht es doch um ein Genre, dem wir Sympathie entgegenbringen und um eine Reihe, die ihresgleichen sucht. Was mit der Ausstattung der nunmehr sieben Bände beginnt: fadengeheftet, auf gutes Papier gedruckt, und in schlichtes Material gebunden. Die Typografie auf Einband und Umschlag extrem klassisch, bescheiden & elegant, gedruckt jedoch - und das verleiht den Büchern nun wirklich schon den äußeren Kitzel, auf knalligsten Farben - gelb, grasgrün, orange. Die Umschläge sind dann alle noch mit einem dezenten und jeweils überaus reizenden und zum Buch passenden Frontispiz versehen. Mit einem Wort: gestalterisch ist die Reihe perfekt.

Nun dienen Bücher aber letztlich ja nicht der Dekoration (sieht man von bestimmten Kasten & ihren Methoden zur Erlangung von Sozialprestige einmal ab). Und der Markt wird mit Kriminalromanen in Hülle und Fülle bedient. Wenn man eine Krimireihe im Hardcover machen will, braucht man also ein Programm, das absticht, und eben auch dies ist dem Schweizer Rio Verlag, der nunmehr mit Elster kooperiert, ebenso gelungen wie das äußere Gewand.

So bringt die Reihe zwei Romane von Anne Katharine Green, die schon zehn Jahre vor Conan Doyle Kriminalgeschichten erzählte, und zwar auf äußerst raffinierte Weise. Und so wurde die Tochter eines Rechtsanwalts gleich mit ihrem 450 Seiten starken Erstling, Der Fall Leavenworth, berühmt. Neben diesem Meilenstein gibt es bei Rio außerdem noch den 24 Jahre später verfaßten Roman Der Filigranschmuck.

Von J. B. Priestley, dem Autor von Ein Inspektor kommt, gibt es den 1937 in London ersterschienen Roman Von der Nacht überrascht, in dem ein Unwetter einige Fremde in einem einsamen Gehöft zusammenführt. Das Buch wurde gleich zweimal verfilmt, und war in den 50ern auch schon einmal auf deutsch erschienen. Jetzt ist es endlich wieder zugänglich, und wer es einmal angefangen hat, wird sich seinem immanenten Sog nicht entziehen können.

In den 50ern kam Josephine Teys Alibi für einen König in England heraus. In ihm versucht ein Kriminaler im Krankenhaus einen historischen Mordfall zu klären, den Shakespeare Richard III. zugeschrieben hat. Teys Roman ist damit nicht nur Vorläufer der heute so beliebten historischen Kriminalromane sondern auch ein Musterbeispiel für klassische Detektivarbeit im Stile Dupins.

Neben diesen Klassikern nimmt sich die Reihe jedoch auch zeitgenössischen Werken an, so gibt es zwei Romane von Nora Kelly und einen Gilian Linscott, die beweisen, daß das Genre durchaus noch eine Zukunft hat. Zwei von ihnen haben wir hier schon einmal vorgestellt.

Keines der Bücher sollte also im Regal eines jeden, der eine Schwäche für den klassischen Kriminalroman hat, fehlen. Und Rio und Elster ist Erfolg zu wünschen. Schon ganz aus dem egoistischen Motiv heraus, die Reihe wachsen sehen zu wollen.

S.H.

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