Aus Freude am Lesen! BiN begrüßt btb.

Mit dem Venezianischen Löwen im Signet erscheinen zur Monatsmitte die ersten neun Titel einer neuen Taschenbuchreihe - und zwar einer, auf die wir uns richtig freuen. Aus München kommt sie, und btb heißt sie. Das Kürzel steht für das besondere Taschenbuch, und was so selbstwußt klingt, hat allen Grund dazu, handelt es sich doch um das aufregendste Taschenbuchprojekt seit den Tagen, in denen der Zürcher Haffmansverlag das seine in die Welt schickte. Und diesmal darf man hoffen, daß die Sache länger währt, denn für Kapital ist bei btb ausreichend gesorgt. Das kommt nämlich aus dem Hause Bertelsmann.

Daß der Medienriese nicht nur über gewaltige finanzielle Reserven verfügt, sondern vor allem auch über die richtigen Leute, die das Büchermachen verstehen, das haben wir hier ja schon manches Mal anzudeuten versucht. Zu nennen sind vor allem die Lektoren, denen es zu verdanken ist, daß man heute im Unterschied zu früher Entdeckungen - gerade aus dem angloamerikanischen Raum - eher bei Goldmann als bei Rowohlt macht. Und jetzt kommt also das besondere Taschenbuch. Und wieder darf man sich auf Entdeckungen freuen - gleich diesen Monat gibt es alleine drei (deutsche) Erstausgaben.

Ergänzt werden die neuen Titel zum einen aus dem großen Titelfundus der Bertelsmanntöchter - das heißt genaugenommen: durch die Perlen desselben - zum anderen durch mit feinem Gespür ausgewählte Lizenzen. Walter Kempowski und Willa Cather mögen für die ersteren stehen, für die letzteren seien Ambrose Bierce und Karlheinz Deschner genannt.

Diese Namen deutet es schon an: Es wird Kontraste geben. Man ist keiner Linie verpflichtet. Und so werden auch Sachbücher mit von der Partie sein: Stacy Schiffs große Saint-Exupery Biografie zum Beispiel oder Michael Gorbatschows Erinnerungen oder Lothar Galls Geschichte des deutschen Bürgertums. Und Kriminalromane und Thriller wird es auch geben. Gleich diesen Monat erscheint - gewissermaßen als programmatischer Appetitmacher - Jerome Charyns Anthologie Dunkle Engel, die viele der neuen prägenden Stimmen des Genres versammelt. (Dabei ist unter anderem eine klasse Geschichte von Walter Mosley, die Sky Nonhoff ebenso klasse übersetzt hat. Mosleys Name war hier zuletzt in unserem Interview mit Michael Dibdin zu lesen, der ihn zu seinen liebsten Krimiautoren zählte, und im September wird Mosley auch mit einem Roman, Roter Tod, bei btb vertreten sein.)

Zu einem guten Buch - das lassen wir uns nicht ausreden und wechseln damit das Thema - gehört auch eine gute Herstellung. Im Taschenbuchsegment scheint man dies, so muß man glauben, längst vergessen zu haben. Vorbei die Zeiten, in denen Diogenes den matten und unzerbrechlichen (teuren) Karton benutzte, vorbei die Zeiten von Bleisatztaschenbüchern, die für kurze Zeit aus Nördlingen kamen. Als wir nun einer Jungverlegerin ein Vorabexemplar aus der btb-Reihe vorlegten, kam aus ihrem Mund - fast zum selben Zeitpunkt, als wir daraufhinweisen wollten - sogleich ein bezeichnender Kommentar: der teure Karton! Was heißt: der gute Karton. Eingefaßt sind die btb-Bände nämlich in ein matt-glänzendes, äußerst strapazierfähiges Material, das die Bücher nicht nur besser aussehen läßt sondern sie auch haltbarer macht. Und so gibt es keine ätzenden, weißen Knickspuren, wenn man das Buch über einen 90-Grad-Winkel hinaus aufschlägt.

Was also will man mehr? Jeden Monat werden ab sofort neun interessante, schöne und preiswerte Titel bei den Buchhändlern ausliegen - mehr, als die meisten von uns im selben Zeitraum lesen können. Die Wahl wird folglich künftig leichter werden. Zumindest für alle, die aus Freude lesen.